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WpI MaRisk BTR – Allgemeine Anforderungen an Risikomanagementprozesse: Kleine vs. mittlere Wertpapierinstitute

Die BTR-Module der WpI MaRisk legen fest, wie Sie wesentliche Risiken institutsweit identifizieren, steuern, überwachen und berichten – proportional zu Größe, Komplexität und Risikoprofil.

WpI_MaRisk_BTR

1. Einleitung: Warum BTR für Sie wichtig ist

Die WpI MaRisk enthalten im Abschnitt BTR konkrete Vorgaben, wie Sie die Risiken Ihres Wertpapierinstituts identifizieren, steuern, überwachen und berichten – und zwar nur für die Risiken, die Sie nach AT 2.2 Wesentlichkeitsprüfung als wesentlich eingestuft haben.
Wichtig: Die BTR-Regelungen bauen auf AT 4.3.2 (allgemeine Anforderungen an RM-Prozesse) auf. Ziel ist, Risiken frühzeitig zu erkennen, angemessen zu begrenzen und im Krisenfall geordnet zu handeln.


2. Die Struktur der BTR-Module

Die BTR gliedert sich in vier Module, die zusammen ein vollständiges Rahmenwerk für Dein Risikomanagement bilden:

BTR 1 – Risiken aus laufender Tätigkeit
Dieses Modul betrachtet drei Perspektiven:

  • BTR 1.1 – Risiken für Kund:innen: z. B. falsche Beratung, fehlerhafte Orders, unzureichende Produktauswahl.

  • BTR 1.2 – Risiken für den Markt: z. B. Marktmanipulation, Insiderhandel, fehlerhafte Ausführung.

  • BTR 1.3 – Risiken für das Institut: z. B. operationelle Risiken, Kontrahentenausfall, IT-Ausfälle.


Kernziel: systematisch identifizieren, begrenzen, steuern – mit klaren Prozessen & Verantwortlichkeiten.


BTR 2 – Sonstige Risiken
Alle wesentlichen Risiken, die nicht in BTR 1/3/4 fallen (z. B. Strategie-, Reputations-, ESG-Risiken).
Ziel: Kein wesentliches Risiko fällt durchs Raster.


BTR 3 – Liquiditätsrisiken

  • Sicherstellung, dass Ihr Institut jederzeit zahlungsfähig ist.

  • Anforderungen umfassen:

    • Steuerung von untertägigen Liquiditätsrisiken

    • Diversifikation der Refinanzierungsquellen

    • Durchführung regelmäßiger Liquiditäts-Stresstests

  • Besonders kritisch, wenn Sie mit Eigenhandels- oder Marginverpflichtungen arbeiten.


BTR 4 – Risiko einer ungeordneten Abwicklung

  • Bezieht sich auf Risiken, die entstehen, wenn Ihr Institut nicht mehr regulär weitergeführt werden kann.

  • Anforderungen:

    • Planung einer geordneten Abwicklung

    • Sicherstellung ausreichender Eigenmittel und Liquidität

    • Absicherung der operativen Mittel für die Abwicklung

  • Vermeidet chaotische Szenarien, schützt Kunden und Markt.


3. Kleine vs. mittlere Wertpapierinstitute – was die BTR für Sie bedeuten

Die BTR machen keinen Unterschied in den Zielen der Risikomanagementprozesse – aber sehr wohl in der Tiefe und Komplexität der Umsetzung.
Hier sind die wichtigsten Unterschiede:

Aspekt Kleine Wertpapierinstitute Mittlere Wertpapierinstitute
Wesentlichkeitsprüfung (AT 2.2) Meist qualitativ, oft durch Geschäftsleitung Quantitativ mit Risikoindikatoren/Modellen
Risikosteuerung (BTR 1) Einfache Prozesse, wenige Limite Detaillierte Limit- & Kontrollsysteme
Risikoberichte Kompakt, quartalsweise Umfangreich, monatlich oder öfter
Liquiditätssteuerung (BTR 3) Konservative Szenarien, vereinfachte Stresstests Komplexe Szenarien, regulatorische Kennzahlen
Abwicklungsplanung (BTR 4) Schlank, Fokus auf Mindestanforderungen Vollständig dokumentiert, Tests der Pläne

4. So setzen Sie die BTR-Anforderungen in der Praxis um

Schritt 1 – Wesentliche Risiken bestimmen (AT 2.2)

  • Alle risikorelevanten Bereiche prüfen.

  • Klein: qualitative Einschätzung; Mittel: quantitative Modelle/KRIs.

  • Einstufung begründet dokumentieren („wesentlich / unwesentlich“).


Schritt 2 – Prozesse nach BTR 1–4 aufbauen

  • BTR 1 (Kunde/Markt/Institut): Risikolandkarte → Limite, Kontrollen, Eskalationswege → Maßnahmen/Owner/Fristen.

  • BTR 2 (Sonstige): Jährlicher Check auf neue Risiken (z. B. ESG, Geopolitik); Frühwarnindikatoren definieren.

  • BTR 3 (Liquidität): Tagesgenaue Steuerung; konservative, plausible Stressszenarien; Notfall-Liquidität festhalten.

  • BTR 4 (Abwicklung): Abwicklungsplan mit klaren Schritten; jährlich testen; Backup-Teams/IT bereitstellen.


Schritt 3 – Risikoberichte erstellen

  • Klein: Quartalsbericht (Lage, Veränderungen, Maßnahmen).

  • Mittel: Monatsbericht (Kennzahlen, Trends, Stresstests, Konzentrationen).


5. Typische Prüfungsfeststellungen der BaFin zu BTR

  • Unvollständige Wesentlichkeitsprüfung (Kriterien fehlen/unklar).

  • Lücke zwischen AT 4.3.2 und BTR (Allgemeines nicht auf Risikoarten angewandt).

  • Mangelhafte Liquiditätsstresstests (zu optimistisch, keine adversen Annahmen).

  • Fehlende Abwicklungsplanung (BTR 4 unzureichend dokumentiert).


6. Best Practices

  • Proportionalität nutzen: Ressourcen auf Hauptrisiken konzentrieren.

  • Templates verwenden: Einheitliche Formate für Reporting & Prüfung.

  • Jährliche Neubewertung: Märkte & Modelle ändern sich.

  • BTR 3 ernst nehmen: Liquidity ist oft der schnellste Weg in die Krise.

  • Abwicklungsplanung testen: Theorie ohne Probe ist wertlos.


S+P Fazit

Die BTR-Module sind Werkzeuge, keine Bürokratie: Sie helfen, Risiken früh zu sehen, wirksam zu steuern und im Ernstfall geordnet zu handeln.

  • Als kleines Institut müssen Sie nicht hochkomplex agieren – aber Kernelemente sauber dokumentieren.
  • Als mittleres Institut brauchen Sie strukturierte, datenbasierte Prozesse mit klaren Verantwortlichkeiten.

Merke: BTR ist nicht nur Compliance – es ist Ihr Frühwarnsystem für die Stabilität des gesamten Instituts.


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