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WpI MaRisk BTR 2 – Sonstige Risiken: Der Auffangtatbestand im Risikomanagement

BTR 2 stellt sicher, dass keine wesentlichen Risiken übersehen werden, nur weil sie nicht in anderen Modulen geregelt sind. Es greift für sonstige wesentliche Risikenproportional zu Größe, Komplexität und Risikoprofil Ihres Instituts.

WpI_MaRisk_BTR_2

  1. Was ist BTR 2 und warum ist es wichtig?

Das Modul BTR 2 im Rundschreiben WpI MaRisk stellt sicher, dass keine wesentlichen Risiken unberücksichtigt bleiben, nur weil sie nicht ausdrücklich in anderen Modulen geregelt sind.

BTR 2 greift für Risikoarten, die

  • nicht in BTR 1 (Risiken aus laufender Tätigkeit),

  • nicht in BTR 3 (Liquiditätsrisiken) und

  • nicht in BTR 4 (Risiko einer ungeordneten Abwicklung)
    erfasst werden, aber dennoch wesentlich für Ihr Institut sind.

Praxisrelevanz: BTR 2 ist der Auffangtatbestand – hier landet alles, was wichtig ist, aber sonst nirgends passt. Typische Beispiele:

  • Reputationsrisiken

  • IT-/Cyberrisiken (sofern nicht bereits als operationelles Risiko unter BTR 1.3 subsumiert)

  • Rechtsrisiken

  • Modellrisiken

  • ESG-/Klimarisiken


2. Kernaussagen von BTR 2

  • Ganzheitlicher Blick: Erfassen Sie alle wesentlichen Risiken – auch seltene oder „exotische“.

  • Integration: Binden Sie diese Risiken in Identifikations-, Bewertungs-, Steuerungs- und Überwachungsprozesse ein. 

  • Wesentlichkeitsprüfung: Nur Risiken, die Sie gemäß AT 2.2 als wesentlich eingestuft haben, unterliegen BTR 2.

  • Dokumentation: Maßnahmen und Prüfungen sind nachweisbar zu dokumentieren.


3. Beispiele für „Sonstige Risiken“ in der Praxis

Risikoart Beschreibung Mögliche Steuerungsmaßnahmen
Reputationsrisiko Imageschäden durch negative Presse, Kundenbeschwerden oder Social-Media-Krisen Kommunikationsplan, Monitoring von Erwähnungen, schnelle Krisenreaktion
IT-/Cyberrisiken Hackerangriffe, Systemausfälle, Datenverlust Firewalls, Backup-Strategien, Notfallübungen
Rechtsrisiken Verluste durch fehlerhafte Verträge oder Rechtsverstöße Rechtsprüfungen, Compliance-Checks, externe Gutachten
Modellrisiken Fehler in Bewertungs- oder Risikomodellen Validierung durch unabhängige Einheiten, Szenariotests
ESG-/Klimarisiken Auswirkungen von Umwelt- oder Sozialfaktoren Integration in Risikoanalyse, ESG-Strategie

4. Unterschiede – Klein vs. Mittel

Anforderung Kleine Wertpapierinstitute Mittlere Wertpapierinstitute
Erfassung sonstiger Risiken Qualitative Erfassung, vereinfachte Risiko-Checklisten Quantitative und qualitative Erfassung, strukturierte Risikoinventur
Analyse Grundsätzliche Beurteilung, ob Risiko wesentlich ist Detaillierte Szenarioanalysen und Bewertungsmethoden
Steuerung Allgemeine Maßnahmen, keine formellen Limits erforderlich Formelle Limitstrukturen und klare Verantwortlichkeiten
Stresstests Nicht verpflichtend, konservative Annahmen ausreichend Pflicht zu regelmäßigen, dokumentierten Stresstests
Dokumentation Kurze, praxisorientierte Berichte Ausführliche Berichterstattung inkl. Management-Reporting

5. Umsetzungsschritte für BTR 2

  • Risikoinventur durchführen – Liste aller Risiken, die nicht durch BTR 1/3/4 abgedeckt sind.

  • Wesentlichkeitsprüfung (AT 2.2) – klein: qualitativ; mittel: qualitativ und quantitativ.

  • Maßnahmen festlegen – Verantwortlichkeiten, Prozesse, Notfallpläne.

  • Monitoring etablieren – z. B. IT-Sicherheitsberichte, Compliance-Reports.

  • Dokumentation pflegen – nachvollziehbar, prüfungssicher.


6. Häufige BaFin-Prüfungsfeststellungen zu BTR 2

  • Sonstige Risiken“ nicht klar definiert; Abgrenzung zu BTR 1/3/4 fehlt.

  • IT-/Cyberrisiken unterschätzt; fehlende Integration ins Risikomanagement.

  • Keine ESG-Risikoanalyse, obwohl das Geschäftsmodell betroffen ist.

  • Dokulücken: Maßnahmen nicht ausreichend nachvollziehbar festgehalten.


7. Best Practices

  • Risikomatrix mit „Auffangspalte“ – damit kein Risiko durchs Raster fällt.

  • Regelmäßige Workshops – neue Risikoarten identifizieren (Markt/Technologie).

  • Externe Quellen nutzen – BaFin-Hinweise, Branchenreports, Cyber-Lageberichte.

  • Frühwarnindikatoren definieren – besonders für Reputations- und IT-Risiken.


S+P Fazit

BTR 2 ist Ihr Sicherheitsnetz im Risikomanagement – es stellt sicher, dass sonstige wesentliche Risiken nicht übersehen werden. Kleine Institute profitieren von schlanken, pragmatischen Verfahren, mittlere Institute benötigen strukturierte Analysen und detailliertes Reporting.

Merke: Wer BTR 2 ernst nimmt, beugt bösen Überraschungen vor – gerade bei Risiken außerhalb der „klassischen“ Kategorien.


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