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WpI MaRisk BTO 1.2.2 – Abwicklung: Fehler vermeiden, Prozesse sichern, Prüfungen bestehen

BTO 1.2.2 beschreibt die Anforderungen an die ordnungsgemäße Abwicklung von Handelsgeschäften – vom Geschäftsabschluss bis zur Verbuchung. Ziel ist es, schnell, fehlerfrei und prüfungssicher abzuwickeln, Risiken frühzeitig zu erkennen und Interessenkonflikte zu vermeiden.

WpI_MaRisk_BTO_1.2.2

1. Zielsetzung der BaFin bei BTO 1.2.2

  • Trennung von Handel und Abwicklung

  • Fehlervermeidung durch klare Prozesse und Kontrollen

  • Dokumentationspflicht für Nachvollziehbarkeit

  • Risikominimierung bei Abwicklungsverzögerungen


2. Kleine vs. mittlere Institute – die Kernunterschiede

Kriterium Kleine Wertpapierinstitute Mittlere Wertpapierinstitute
Funktionstrennung Handel und Abwicklung in Personalunion möglich, wenn geringes Volumen/Risiko – mit schriftlicher Begründung Strikte Trennung (unterschiedliche Personen/Abteilungen)
Abwicklungsrichtlinie Kurzes Dokument mit Fristen, Zuständigkeiten, Eskalationswegen Detailprozesse inkl. Systemanbindungen & Notfallplänen
Kontrollverfahren Stichproben (z. B. wöchentlich) durch Geschäftsleitung Tägliche systemgestützte Abgleiche/Kontrollen
Systemeinsatz Manuelle oder einfache Excel-Übersichten Vollintegration in Order- & Buchungssysteme
Fehlerbearbeitung Einfache Fehlerliste (Datum, Geschäft, Maßnahme) Incident-Management mit Ursachenanalyse & Follow-up
Kommunikation mit Handel Direkte Abstimmung, kurze Wege Formale Schnittstellenkommunikation, Protokoll aller Änderungen

3. Schritt-für-Schritt-Umsetzung für kleine Institute

Schritt 1 – Abwicklungsrichtlinie erstellen

  • Zuständigkeiten und Fristen festlegen

  • Eskalationswege bei Verzögerungen definieren

  • Aufbewahrungsfristen nach WpHG & MaRisk beachten

Schritt 2 – Kontrollprozesse festlegen

  • Wöchentlicher Abgleich von Handels- und Abwicklungsdaten

  • Orderlisten vs. Buchungen prüfen

  • Jede Abweichung dokumentieren

Schritt 3 – Fehlerdokumentation einführen

  • Protokoll mit Datum, Geschäft, Fehler, Korrekturmaßnahme

  • Monatliche Auswertung auf wiederkehrende Fehler

Schritt 4 – Vertretungsregelungen dokumentieren

  • Wer übernimmt bei Krankheit/Urlaub?

  • Wie erfolgt die Übergabe laufender Geschäfte?

Schritt 5 – Schulungen

  • Mindestens 1× jährlich: Abwicklungsprozesse, Fehlervermeidung, regulatorische Pflichten

  • Kurzbeispiele aus Ihrem Handelskontext


4. Umsetzung für mittlere Institute – die erweiterten Anforderungen

  • Strikte Funktionstrennung: Händler:in und Abwickler:in sind nicht dieselbe Person

  • Systemunterstützung: Automatisierte Abgleiche zwischen Handelssystem, Buchhaltung, Depotbank

  • Tägliche Abstimmungen: Settlement- und Buchungsdaten täglich kontrollieren

  • Incident-Management: Jeder Fehler mit Ursachenanalyse & Follow-up

  • Notfallpläne: Alternative Abwicklungswege bei Systemausfall (BCM/AT 7.3)


5. Typische Fehler – und wie Sie sie vermeiden

Keine formale Abwicklungsrichtlinie → erhöhtes Risiko in Vertretungssituationen
So lösen Sie’s: Kurzrichtlinie (Fristen, Zuständigkeiten, Eskalation) versioniert führen.

Fehlende/verspätete Abstimmungen → Abweichungen fallen zu spät auf
So lösen Sie’s: Fester Wochenrhythmus + Checkliste für Soll/Ist-Abgleich.

Keine Dokumentation kleiner Fehler → Wiederholungsrisiko bleibt
So lösen Sie’s: Fehlerliste pflegen; Monatsreport mit Top-3-Ursachen & Maßnahmen.

Unklare Verantwortlichkeiten → Verzögerungen bei Ausfällen
So lösen Sie’s: Vertretungsregel + Übergabe-Checkliste schriftlich fixieren.


6. Schnittstellen zu anderen MaRisk-Bereichen

  • BTO 1.2 → Ohne klare Handelsorganisation leidet auch die Abwicklung
  • AT 7.3Notfallplanung muss Abwicklungsprozesse einschließen
  • AT 4.4Funktionstrennung bleibt zentral

7. Praxis-Tipp für kleine Institute

Fehlerprotokoll als Frühwarnsystem nutzen

  • Auch „kleine“ Fehler konsequent erfassen

  • Monatlich analysieren → Wiederholung verhindern

  • Erkenntnisse in Schulungen zurückspielen


S+P Fazit

BTO 1.2.2 verlangt klare Verantwortlichkeiten, zeitnahe Kontrollen und dokumentierte Prozesse.
Für kleine Institute gilt: einfach, aber verbindlich – klare Regeln, kurze Wege, lückenlose Aufzeichnung.
Mittlere Institute sollten stärker systematisieren und automatisieren.


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