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WpI MaRisk BTR 1 – Risiken aus laufender Tätigkeit: so setzen Sie die Vorgaben prüfungssicher um

BTR 1 konkretisiert, wie Sie Risiken aus der laufenden Geschäftstätigkeit systematisch erkennen, bewerten, steuern und überwachen – in drei Blickwinkeln (Kunde, Markt, Institut) und proportional zu Größe und Komplexität.

WpI_MaRisk_BTR_1

  1. Warum BTR 1 für Sie relevant ist

Das Modul BTR 1 des WpI-MaRisk-Rundschreibens beschreibt, wie Sie als Wertpapierinstitut die Risiken aus Ihrer laufenden Geschäftstätigkeit identifizieren, bewerten, steuern und überwachen. Die Risiken werden in drei Kategorien unterteilt:

  • BTR 1.1 – Risiken für Kund:innen

  • BTR 1.2 – Risiken für den Markt

  • BTR 1.3 – Risiken für das Wertpapierinstitut

Ziel: Sie sollen Gefahren für Kund:innen, Marktteilnehmer und Ihr Institut frühzeitig erkennen und angemessen begrenzenproportional zu Ihrer Größe und Komplexität.


2. Kleine vs. mittlere Institute – die Kernunterschiede

BTR 1.1 – Risiken für die Kund:innen

Definition: Verluste oder Nachteile, die Kund:innen durch Ihr Handeln oder Unterlassen erleiden können.
Beispiele: falsche/unvollständige Anlageberatung, Fehlausführung von Orders, Betriebsunterbrechungen (z. B. IT-Ausfall während Handelszeiten).
Pflichten:

  • Geeignete Verfahren, um Pflichtverletzungen zu verhindern

  • Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Anlegerberatung

  • Notfall- und Wiederanlaufpläne bei Betriebsstörungen
    Best Practice: Berufshaftpflichtversicherung als finanzielle Absicherung.

BTR 1.2 – Risiken für den Markt

Definition: Risiken, die andere Marktteilnehmer (Banken, Börsen, WpI) durch Ihr Geschäft erleiden könnten.
Beispiele: Marktmanipulation durch fehlerhafte Orders, übermäßige Handelsvolumina in hochvolatilen/komplexen Produkten, falsche Positionsbewertung mit Preiseffekten.
Pflichten:

  • Berücksichtigung der Volatilität von Positionen

  • Risikoprüfung bei komplexen/illiquiden Produkten

  • Klare Handels- und Limitrichtlinien einrichten

BTR 1.3 – Risiken für das Wertpapierinstitut

Definition: Verluste, die Ihr eigenes Institut direkt betreffen.
Beispiele: Kontrahentenausfall, Marktpreisverluste, operationelle Risiken (Fehler, Betrug, Systemausfall).
Pflichten:

  • Begrenzung dieser Risiken unter Berücksichtigung von Risikokonzentrationen

  • Mittlere Institute: Pflicht zu Limiten (z. B. Kontrahenten-/Marktpreisrisiko)

  • Kleine Institute: vereinfachte Steuerung, aber mit klar dokumentierten Maßnahmen


3. Unterschiede in der Umsetzung – klein vs. mittel

BTR 1 Modul Kleine Wertpapierinstitute Mittlere Wertpapierinstitute
BTR 1.1 – Kundenrisiken Einfache Prüfschritte vor Orderannahme, dokumentierte Beratungsprozesse, Basis-Notfallplan Ausgereifte Beratungsdokumentation, Kundenklassifizierung, regelmäßige Qualitätskontrollen
BTR 1.2 – Marktrisiken Qualitative Bewertung bei Handelsentscheidungen, einfache Volatilitätsbeobachtung Quantitative Markt-/Produktszenarien, Limits für komplexe Produkte, Echtzeit-Handelsüberwachung
BTR 1.3 – Institutsrisiken Grundsätzliche Risiko- & Liquiditätsüberwachung, qualitative Einschätzung von Konzentrationen Formelle Limitstruktur (Kontrahent, Marktpreis), automatisierte Limitüberwachung, regelmäßiges Stresstesting

4. Umsetzungsschritte in der Praxis

  • Risikolandkarte erstellen – alle Risiken aus BTR 1.1–1.3 erfassen.

  • Wesentlichkeitsprüfung (AT 2.2) durchführen – je nach Institut qualitativ (klein) oder quantitativ (mittel).

  • Limit- und Kontrollsystem aufbauen – proportional zur Komplexität.

  • Regelmäßig überprüfen – mindestens jährlich, bei Marktveränderungen häufiger.

  • Notfallpläne testen – z. B. IT-Ausfall während Handelsspitzen.


5. Häufige BaFin-Feststellungen zu BTR 1

  • Kundenrisiken nicht dokumentiert – Beratungskontrollen fehlen oder sind lückenhaft.

  • Marktrisiken unterschätzt – keine Szenarien für komplexe Produkte.

  • Keine Limitstruktur – insbesondere bei mittleren Instituten Pflichtverletzung.

  • Unvollständige Konzentrationsanalyse – Risiken aus gleichen Quellen nicht aggregiert.


6. Best Practices

  • Frühwarnindikatoren definieren (z. B. Orderstornierungen, Kursbewegungen, Beschwerden).

  • Regelmäßige Schulungen für Kundenbetreuer:innen und Händler:innen.

  • IT-Unterstützung nutzen: OMS/Order-Management mit Risiko-Checks.

  • Dokumentation als Verteidigungslinie – BaFin prüft Prozess & Nachweis.


S+P Fazit

BTR 1 ist das Fundament Ihres Risikomanagements im Tagesgeschäft.
Kleine Institute bestehen mit schlanken, gut dokumentierten Prozessen.
Mittlere Institute benötigen strukturierte, datengetriebene Systeme und formelle Limitvorgaben.

Merke: Wer BTR 1 sauber umsetzt, reduziert Compliance-Risiken und schützt Kundenvertrauen, Marktintegrität und die eigene Stabilität.


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