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KYC unter Druck: Wie Deepfake-Dokumente die Source of Funds-Prüfung manipulieren können

Die rasant fortschreitende Entwicklung von Künstlicher Intelligenz ermöglicht es Kriminellen, gefälschte Dokumente mit bislang unerreichter Präzision zu erstellen. Deepfake-Technologie, einst bekannt für manipulierte Videos, wird mittlerweile genutzt, um Kontoauszüge, Gehaltsabrechnungen und Rechnungen zu fälschen. Diese Dokumente sind so authentisch, dass herkömmliche KYC- und AML-Prüfungen an ihre Grenzen stoßen.

Besonders problematisch ist, dass gefälschte Source of Funds-Nachweise in Online-Marktplätzen verkauft werden, sodass Geldwäscher und Terrorismusfinanzierer leicht an hochqualitative Fake-Dokumente gelangen. Banken, Finanzdienstleister und Krypto-Börsen stehen damit vor einer neuen Bedrohung, die ihre Compliance-Systeme massiv herausfordert.

Weitere Informationen zu regulatorischen Anforderungen findest du hier.

Deepfakes im KYC-Prozess

​Deepfake-Dokumente stellen eine erhebliche Bedrohung für die Integrität von KYC-Prozessen (Know Your Customer) dar und erschweren die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Diese mittels künstlicher Intelligenz erstellten Fälschungen ermöglichen es Kriminellen, die Herkunft illegaler Gelder zu verschleiern und Finanzströme zu tarnen.

Einsatz von Deepfake-Dokumenten in kriminellen Szenarien

  1. Geldwäsche durch Immobilieninvestitionen: Gefälschte Kontoauszüge und Gehaltsnachweise werden verwendet, um hohe Einzahlungen zu legitimieren und die wahre Herkunft der Mittel zu verschleiern.

  2. Terrorismusfinanzierung mittels Fake-Identitäten: Durch manipulierte Ausweisdokumente können Gelder unter falschem Namen transferiert werden, ohne Verdacht zu erregen.

  3. Umgehung von Sanktionen und Handelsbeschränkungen: Deepfake-Dokumente ermöglichen die Erstellung falscher Firmendaten, um regulierte Transaktionen zu umgehen und Sanktionen zu unterlaufen.

Ohne geeignete Gegenmaßnahmen laufen Finanzinstitute Gefahr, unwissentlich in illegale Aktivitäten verwickelt zu werden und hohen regulatorischen Strafen ausgesetzt zu sein.

Versagen herkömmlicher Prüfverfahren

Traditionelle KYC- und AML-Prüfungen (Anti-Money Laundering) basieren häufig auf manueller Dokumentenprüfung und statischen Verifikationsmethoden. Diese Ansätze sind zunehmend unzuverlässig, da:

  • Täuschend echte Deepfake-Dokumente: Diese sind visuell kaum von echten Dokumenten zu unterscheiden, wodurch manuelle Prüfungen oft fehlschlagen.

  • Social Engineering-Angriffe: Kriminelle nutzen gezielt Schwachstellen in Verifikationsprozessen aus, um klassische Identitätsprüfungen zu umgehen.

  • Unzureichende digitale Tools: Viele bestehende Systeme sind nicht für die Erkennung von KI-generierten Fälschungen optimiert und stufen manipulierte Dokumente fälschlicherweise als echt ein.

Ohne den Einsatz moderner Technologien wird es für Finanzinstitute nahezu unmöglich, betrügerische Nachweise zur Mittelherkunft zu identifizieren.

Technologische Lösungen zur Erkennung von Deepfake-Dokumenten

Um sich gegen diese Bedrohung zu schützen, sollten Banken und Finanzdienstleister innovative Technologien implementieren:

  • KI-gestützte Dokumentenforensik: Analyse von Schriftarten, Bildbearbeitungsspuren und Metadaten zur Identifikation von Manipulationen.

  • Maschinelles Lernen: Erkennung typischer Muster in gefälschten Dokumenten durch trainierte Algorithmen.

  • Blockchain-basierte Dokumentenprüfung: Fälschungssichere Speicherung von Transaktions- und Unternehmensdaten zur Sicherstellung der Echtheit von Dokumenten.

  • Automatisierte Datenverifikation: Abgleich von Dokumentenausstellern und Unternehmen mit offiziellen Registern und Handelsdatenbanken.

Regulatorische Anforderungen und Best Practices für Finanzinstitute

Angesichts der wachsenden Gefahr durch Deepfake-Dokumente haben Regulierungsbehörden Maßnahmen ergriffen:

  • AMLD6 (6. EU-Geldwäscherichtlinie): Forderung nach verstärkten Due-Diligence-Prüfungen und erweiterten KYC-Maßnahmen.

  • FATF-Empfehlungen: Betonung des Einsatzes neuer Technologien zur Bekämpfung digitaler Identitätsfälschungen.

  • Nationale Aufsichtsbehörden: Drängen auf den Einsatz KI-gestützter Analysetools in Compliance-Prozessen.

Best Practices für Anti-Financial Crime Officers:

  • Implementierung automatisierter Dokumentenprüfungen in KYC-Prozesse.

  • Kombination von transaktionsbasierten Prüfungen mit Dokumentenverifikation.

  • Einführung von KI-gestützten Anti-Fraud-Tools zur frühzeitigen Erkennung verdächtiger Muster.

  • Schulungen für Compliance-Teams, um aktuelle Deepfake-Techniken zu verstehen und zu erkennen.

Beispiele für Anbieter von gefälschten Dokumenten

Im Internet, insbesondere im Darknet, existieren zahlreiche Anbieter, die gefälschte Dokumente zum Verkauf anbieten. Beispiele hierfür sind:

  • Faux Global Documents: Bietet gefälschte KYC-Dokumente, Ausweise und Fotos an. (faux-global.com/de/)

  • DocsEurope.com: Verkauft echte und gefälschte Dokumente wie Reisepässe, Führerscheine und Personalausweise. ​(https://www.docseurope.com/de/)

  • My Global Documents: Bietet registrierte und gefälschte Führerscheine sowie andere Dokumente an. ​(https://myglobaldocument.com/de/)

Diese Anbieter nutzen fortschrittliche Technologien, um Dokumente zu erstellen, die von echten kaum zu unterscheiden sind, was die Herausforderungen für KYC-Prozesse weiter erhöht.

Fazit: Finanzinstitute müssen handeln

Deepfake-Dokumente sind eine akute Gefahr für Banken, Krypto-Börsen und Zahlungsdienstleister. Ohne moderne technologische Prüfverfahren wird es unmöglich sein, gefälschte Nachweise zur Mittelherkunft sicher zu identifizieren. Geldwäsche- und Finanzkriminalitätsteams müssen daher ihre Compliance-Prozesse modernisieren, KI-basierte Analysen implementieren und verstärkt regulatorische Anforderungen erfüllen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Deepfake-Dokumente nicht zur Schwachstelle im globalen Finanzsystem werden.